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konferenz landeskirchlicher arbeitskreise »christen und juden« |
Montag, 9. September 2002
brandanschlag auf kz–gedenkstätte im belower wald
logmaster
20:21h
Antisemitische Sprüche und Hakenkreuze Von Claus-Dieter Steyer und Sandra Dassler Below. Bei einem offensichtlich antisemitisch motivierten Brandanschlag sind das Museum und die Gedenkstätte des Todesmarsches der KZ-Häftlinge im Belower Wald bei Wittstock schwer beschädigt worden. Der linke Gebäudeteil brannte nahezu aus. Mehrere einmalige Erinnerungsgegenstände an die Häftlinge der Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück wurden zerstört. Auf die Erinnerungsstele mit dem Ausspruch „Menschen seid wachsam!“ sprühten die Täter ein großes Hakenkreuz und zwei SS-Runen. Daneben schrieben sie in großen Lettern: „Juden haben kurze Beine.“ Staatsanwaltschaft und Polizei setzten eine Sonderkommission ein. Ministerpräsident Matthias Platzeck bekundete seine Bestürzung über den „infamen Anschlag“. Das Justizministerium schrieb eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro für Hinweise auf die Täter aus. Genau um 1.47 Uhr in der Nacht zum Donnerstag schrillten bei Polizei und einem privaten Wachschutz die Alarmanlagen. Sie signalisierten einen „Vorfall“ in der mitten im Wald gelegenen und seit Anfang der siebziger Jahre bestehenden Gedenkstätte. Streifenwagen machten sich gemeinsam mit der Wittstocker Feuerwehr sofort auf den Weg. Deren schnelles Eingreifen verhinderte einen größeren Schaden. Die Brandherde konnten rechtzeitig gelöscht werden. „Wir sind knapp an einer noch größeren Katastrophe vorbeigeschrammt“, sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch. „Es hätte nicht viel gefehlt und das ganze Haus wäre abgebrannt.“ Zum Glück hätten sich einige Brandbeschleuniger nicht entzündet. Die Gedenkstätte gehört zu den Einrichtungen, die durch die Polizei besonders geschützt werden. Peter Fischer, zuständiger Mitarbeiter für die KZ-Gedenkstätten im Zentralrat der Juden, vermutete gestern einen zielgerichteten Anschlag. „Am Freitagabend beginnt das jüdische Neujahrsfest“, sagte er. „Als vor 12 Jahren die beiden jüdischen Baracken im KZ Sachsenhausen brannten, geschah dies auch einen Tag vor dem großen Fest.“ Dazu komme der vieldeutige Schriftzug, mit dem der Holocaust „wieder einmal“ geleugnet werden solle. Die Polizei begann noch in der Nacht mit der Spurensicherung und der Befragung von Einwohnern in der Umgebung. „Wahrscheinlich ist das Gelände schon an vergangenen Tagen ausgespäht worden“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Neuruppin, Gert Schnittcher. „Deshalb fragen wir nach auffälligen Fahrzeugen und fremden Personen.“ Die Lage der Gedenkstätte macht die Fahndung allerdings nicht leicht. In Hörweite führt die Autobahn A 19 Berlin – Rostock vorbei. Von einem Rastplatz ist ein Wanderweg ausgeschildert, so dass die Täter leicht entkommen konnten. Ende April 1945 wurden in dem Wald bei Below mehr als 30 000 Häftlinge aus den Lagern Sachsenhausen und Ravenbrück zusammengezogen. Unter strenger SS-Bewachung waren sie auf Todesmärsche gezwungen worden. Hunderte überlebten die Tortur nicht. Sie wurden erschossen oder starben an Hunger und Entkräftung. In Brandenburg und Mecklenburg erinnern viele Tafeln an Stationen des Todesmarsches. Sie sind immer wieder Ziel von Schändungen und Zerstörungen. Einen so schweren Vorfall wie jetzt im Belower Wald aber hat es seit 1992 nicht mehr gegeben. Der Sprecher des Brandenburger Innenministeriums Heiko Homburg kündigte für die nächsten Tage verstärkte Kontrollen der etwa 100 jüdischen Einrichtungen im Land an. Der Vorsitzende des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Rolf Wischnath, nannte die Tat „beschämend“. Sie zeige, dass Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus nach wie vor ein großes Problem darstellten. Man wisse, dass im nur etwa zehn Kilometer vom Tatort entfernten Wittstock eine starke NPD-Gruppe existiere. Bürgermeister Lutz Scheidemann (FDP) schätzt deren Mitgliedsstärke auf 25 bis 30 Personen. Dazu kämen noch einige Sympathisanten. Die Rechtsextremisten hätten in der Vergangenheit den Ruf der Stadt erheblich beschädigt.
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